Hauptbahnhof Wien
Firma | PORR Bau GmbH |
Auftraggeber | ÖBB Infrastruktur AG |
Stadt/Land | Wien - Österreich |
Projektart | Bahnbau |
Bauzeit | 11.2009 - 12.2015 |
Federführend bei Österreichs größtem Infrastrukturprojekt.
Mit der Errichtung des Wiener Hauptbahnhofs entstand eine der modernsten Nah- und Fernverkehrsdrehscheiben Europas und ein zentraler Knotenpunkt im transeuropäischen Schienennetz. Die PORR zeichnete in einer Arbeitsgemeinschaft maßgeblich für die Umsetzung der umfangreichen Baumaßnahmen des Bauloses 1 verantwortlich und wickelte damit ein enormes Leistungsvolumen unter Einhaltung eines extrem straffen Zeitplans ab.
Die Errichtung des Hauptbahnhofs stellte ein Bauprojekt der Superlative dar, bei dem der ehemalige Süd- und Ostbahnhof – ein Kopfbahnhof mit zwei getrennten, im rechten Winkel zueinander stehenden Bahnsteigbereichen – durch einen modernen Durchgangsbahnhof ersetzt wurde. Bis zu 700 Personen und mehr als 100 Baugeräte waren zeitgleich auf der bis dato größten Infrastrukturbaustelle Österreichs beschäftigt.
Zu den Maßnahmen von Baulos 1 zählten neben dem Neu- und Innenausbau der Verkehrsstation auch die Errichtung von Straßenunterführungen, Unterwerfungen, Lärmschutz-, Stütz- und Grabenmauern sowie Brückentragwerken und -pfeilern. Darüber hinaus wurde der Bahnhof mit Behandlungsanlagen für Ver- und Entsorgung sowie Außenreinigung der Reisezüge, einer Auto-im-Reisezug-Anlage und einer multifunktionalen Anlage zum Abstellen und zur Versorgung von Reisezügen ausgestattet. Und schließlich umfasste das Projekt auch den Umbau bzw. die Neuerrichtung wesentlicher Schienenstrecken rund um den Hauptbahnhof.
Das Bahnhofsgebäude selbst wurde in umweltschonender und barrierefreier Bauweise errichtet. Pflegeleichte Materialien, großzügige Verglasungen, begehbare Glasböden und großräumige, lichte Passagen sorgen für eine freundliche Atmosphäre. 19 Rolltreppen und 15 Personenaufzüge verbinden die fünf Ebenen des Bahnhofs.
Auf der ersten Hochebene wurden fünf Inselbahnsteige mit zwölf Gleisen angelegt. Jeder Bahnsteig ist über Lifte, Rolltreppen und Stiegenanlagen erreichbar und verfügt über verglaste Wartekojen. Herzstück des neuen Bahnhofgebäudes bildet die rund 100 m lange und 25 m breite Halle Nord im Erdgeschoss. Sie wurde vollflächig mit einer Fußbodenheizung und -kühlung auf Basis von Geothermie sowie mit Torluftschleiern ausgestattet.
Im ersten Untergeschoss des Hauptbahnhofs sind Geschäfts- und Gastronomieflächen einer Shoppingmall, der Ladehof für Anlieferung und Entsorgung, zwei Haustechnikzentralen, Sprinklertanks, Bahnhofsinfrastruktur wie WC-Anlagen sowie Räumlichkeiten für Gepäckschließfächer und Lost & Found untergebracht. Die Geschäftsflächen erschließen sich hier über eine 10 m breite Mall, deren Belichtung über einen 7 m breiten Lichtbrunnen und Bodenverglasungen erfolgt.
Im zweiten Untergeschoss bietet eine Garage Stellplätze für mehr als 600 Pkw. Die Anbindung der Garage an die darüber liegenden Geschosse erfolgt über zwei Rolltreppen und fünf Aufzüge, die direkt bis zur Bahnsteigebene führen.
Das dritte Untergeschoss wird ausschließlich als Kollektorgeschoss genutzt und verbindet die Haustechnikzentralen des Aufnahmegebäudes über Schächte. Rund um den neuen Hauptbahnhof errichtete man zudem überdachte Taxistandplätze, Kiss-&-Ride-Parkplätze, Behindertenstellplätze sowie Fahrradabstellplätze. Unter dem Brückentragwerk Laxenburgerstraße wurde ein Busbahnhof mit insgesamt fünf Busbahnsteigen und einer Fahrradgarage für bis zu 1.000 Fahrräder gebaut.
Bei der Ausführung der umfangreichen Ortbetonarbeiten setzten die Teams rund um die PORR auf ein wirtschaftlich optimiertes Schalungskonzept. Ein Großteil der Bauteile wurde direkt vor Ort gefertigt. Der Materialwert für die Schalungen betrug insgesamt mehr als EUR 17 Mio. Hohe Anforderungen wurden seitens des Auftragsgebers an die Oberflächenqualität der Sichtbetonteile gestellt, was sich besonders aufgrund der ungünstigen Witterung während der Wintermonate sehr schwierig gestaltete.
Für die Fundierung diverser Brückentragwerke wurden rund 30.000 lfm Ortbetonpfähle mit Durchmessern von 90 bzw. 120 cm gegossen. Zusätzlich musste für die Errichtung der Verkehrsstation innerhalb kürzester Bauzeit eine 20 m hohe Hangsicherung mit Spritzbeton, Injektionsbohrankern und Freispielankern zur Errichtung der Tiefgeschosse hergestellt werden. Da sich oberhalb dieser Hangsicherung das einzige Verbindungsgleis zwischen Süd- und Ostbahnstrecke befand und diese Zugverbindung zu keiner Zeit unterbrochen werden durfte, war es erforderlich, die Gleisanlage über die gesamte Baudauer hinweg mittels Ankerkraftmessdosen und Verformungsmessungen zu überwachen.
Die Mengen des im Projekt verbauten bzw. bewegten Materials verdeutlichen den enormen Umfang des Bauvorhabens:
- Aushub: 1,020.000 m³
- Schüttung: 830.000 m³
- Bohrpfähle: 38.000 lfm
- Beton: 285.000 m³
- Schalung: 370.000 m²
- Bewehrungsstahl: 38.000 t
Heute frequentieren 145.000 Passagierinnen und Passagiere täglich den neuen Wiener Hauptbahnhof und jeden Tag halten 1.100 Züge. Damit ist er der meistfrequentierte Fernbahnhof Österreichs und erfüllt auch im europäischen Schienennetz eine zentrale Rolle.